Sonnenkraft für Körper und Seele - Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Kräuter gibt es wie Sand am Meer, und ich bin noch lange nicht mit all dem durch, was die Überetscher Naturapotheke an Heilsamem zu bieten hat.

 

Darum möge man es mir nachsehen, dass ich dem Johanniskraut bereits zum zweiten Mal uneingeschränkte Anerkennung zolle – zum einen, weil mir der Schnappschuss dieses kraftvollen Sonnenkrautes wohl recht gut gelungen ist, zum anderen, weil es gerade jetzt, rund um Johanni, seinen großen Auftritt hat.

 

Fast punktgenau zur Sommersonnenwende, um den Johannistag (24. Juni), öffnet das Johanniskraut seine Knospen und steht damit symbolhaft für die aufblühende Lebenskraft.

Tatsächlich speichert diese magische Pflanze jede Menge an Sonnenenergie, was ihr in dieser Hochphase des Jahreskreises ja nicht schwerfallen dürfte.

 

Nicht von ungefähr zeigt sich sowohl in der gelben Farbe als auch in den strahlenförmig angeordneten Staubgefäßen im Zentrum der Blüte, dass das Johanniskraut mit der Sonne verbandelt ist.

Gleichzeitig wird wissenschaftlich bestätigt, was die Volksmedizin schon lange wusste: Diese ganz spezielle Sonnenpflanze, vollgepackt mit der Energie des Lichts vermag die Stimmung zu heben, die Nerven zu beruhigen und Ängste zu lösen.

In standardisierter Form sorgt sie sogar bei mittelschweren Depressionen für eine spürbare Besserung.

Die kurmäßige Anwendung muss allerdings immer fachkundig abgeklärt und begleitet werden, zumal Johanniskraut eine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten eingehen kann und seelische Beschwerden nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und stets ganzheitlich zu behandeln sind.

 

Im Mittelpunkt seiner heilenden Eigenschaften steht unter anderem der antibakterielle und schmerzstillende Wirkstoff Hyperforin.

Er vermag die Wiederaufnahme wichtiger Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn zu hemmen – dadurch bleiben diese länger aktiv und fördern innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Zuversicht.

Hypericin, ein weitere wichtige Komponente im Johanniskraut wirkt antiviral und entzündungshemmend.

 

Wir tun also gut daran, uns beizeiten mit verschiedenen Zubereitungsarten für unsere Hausapotheke einzudecken.

 

Getrocknetes Kraut für einen Teeaufguss ist das eine, eine Tinktur das andere.

Damit ist ein alkoholischer Auszug aus frischem, leicht zerriebenem blühenden Kraut gemeint.

Die Zubereitung im Verhältnis 1:5 in 35–40 %igem Alkohol sollte 3–4 Wochen an einem dunklen, kühlen Ort erfolgen.

Gelegentliches Schütteln unterstützt die Wirkstofflösung. Der rubinrot gefärbte Ansatz löst insbesondere das bereits erwähnte Hyperforin aber genauso gefäßschützende Flavonoide und zusammenziehende Gerbstoffe.

Anwendung: 10–30 Tropfen in ein Glas Wasser, 1–3 Mal täglich (Vorsicht vor Lichtempfindlichkeit)

 

Johanniskrautöl (auch Rotöl genannt) wird vorwiegend äußerlich angewendet.

Es entsteht, wenn frische Blüten mehrere Wochen in einem guten Pflanzenöl (z. B. Olivenöl) in der Sonne ziehen.

Die tiefrote Farbe zeigt: Die Pflanze hat ihre Kraft abgegeben.

Anwendungsgebiete sind Verspannungen, Prellungen, gereizte oder sonnengeschädigte Haut, Narben, Neurodermitis, Gürtelrose, leichte Verbrennungen oder Insektenstiche.

 

Während der Mazeration gehen vor allem das Hypericin, die beruhigenden und durchblutungsfördernden ätherischen Öle sowie die antioxidativen und hautregenerierenden Carotinoide in das Öl über.

Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Das Öl nicht bei einem längeren Aufenthalt an der Sonne auftragen – es macht die Haut lichtempfindlich!

Irgendwie spannend, wenn man bedenkt, dass das Johanniskrautöl andererseits zur Beruhigung und Heilung von Sonnenbrand beitragen kann.

lg md sm xs