Lichtgestalt Lärche

Den grazilsten unter den Nadelbäumen begegnet man auf vielen unserer Südtiroler Almen.

In unserem Gemeindegebiet ist ein nennenswerter Bestand auf den Gaidner Bergwiesen anzutreffen.

Ihre Standhaftigkeit gegen Wetter, Sturm und Winterskälte verdanken diese Bäume einem tiefen, herzförmigen Wurzelsystem.

Die Sonderstellung zu den restlichen Nadelbäumen scheinen sie auch durch ihr ockergelbes Herbstkleid und den darauffolgenden Nadelabwurf im Herbst zu beweisen. Sie damit aber als nackt zu bezeichnen, wäre vermessen. Denn eine Vielzahl an eiförmigen Zäpfchen schmücken sie den ganzen Winter über wie kleine Christbaumkugeln und die Symbiose mit den mal bauschig aufgeblähten, dann wieder zottig herabhängenden Bartflechten verleihen ihnen zusätzlich ein geheimnisvolles und mitunter recht verwegenes Aussehen.

 

Lärchen sind zuverlässige Schutzbäume gegen den stürmischen Bergwind und gegen die zerstörerische Erosion.

Vielleicht ein Grund mehr, warum sich unter ihrem Geäst laut Verständnis unserer Ahnen menschenfreundliche Bergfeen und Salige Fräulein tummeln.

 

Das harte Holz der Lärche eignet sich als formstabiles Bauholz für innen und außen. Die hohe Resistenz gegen Pilze, Insektenfraß und Witterungseinflüssen schätzt man bei der Herstellung von Balkonen, Dachschindeln, Brunnen, Zäunen und Wasserrinnen.

 

Das gut verträgliche ätherische Öl der Lärche wirkt genauso wie ihr Holz äußerst erwärmend.

Es heilt entzündete Atemwege und beruhigt empfindliche Bronchien.

Lärchenharz ist ein fixer Bestandteil der alpenländischen Medizin und seit alters her Ausgangsbasis für heilende Salben. Das sogenannte „Lörget“ wird durch Anbohren gewonnen und darf bei uns nur mit spezieller Genehmigung gesammelt werden.

Das Auftragen der Salbe fördert die Durchblutung, lindert Muskelverspannungen oder Neuralgien und wirkt schleimlösend.

Bereits Hildegard von Bingen lobte die „Baumsalbe“ als natürliche Zugsalbe und empfahl diese zur Abheilung von Ekzemen und Wunden.

 

Als Lichtbaum sorgt die Lärche für Unbeschwertheit und Freude.

 

In der Reihe der Bachblüten ist der Einsatz von „larch“ (Nr. 19) bei schüchternen, zurückgezogenen Menschen angezeigt und stattet sie mit einem gesunden Selbstvertrauen aus.

 

Wer im Frühling auf eine Lärche trifft, die übrigens in Südtirols Wäldern mit 19% nach der Fichte den 2.Platz einnimmt, darf sich nicht nur über das zartgrüne Nadelkleid, sondern vor allem über die vielen roten Zäpfchen freuen, die von eiförmigen gelben Kätzchen bestäubt werden.

Diese ersten frischen, im Aussehen an Kohlröschen erinnernde Zäpfchen mit ihrem harzigen und fein säuerlichen Geschmack können wir gern zum Ansetzen eines vollmundigen Likörs oder als Zutat im Gemüsereis oder in einer Kräuterbutter verwenden.

 

Und der Zweig, auf dem sie saßen, kann flugs zu einem Kränzchen gewunden und mit einem Seidenband dekoriert werden.

So kommt nicht nur der Gaumen, sondern auch das Auge auf seine Kosten.

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