Johanniskraut, das Psychopharmakon der Natur

Liebe Kräuterfreunde

Ganz pünktlich, so wie es sich gehört, sind viele kleine gelbe Sonnen in meinem Garten zu neuem Leben erwacht.

Wenn das Johanniskraut nämlich um Johanni (24. Juni) gesammelt wird, spricht man ihm besondere Heilkräfte zu. Gleichzeitig ist Johanni die Sommersondwende und somit der längste Tag im Jahr. Da verwundert es nicht, dass diese sonnenähnliche Pflanze einen besonders engen Zusammenhang mit Licht aufweist. Ein heller Standort gilt  als Garant für die optimale Ausbildung der Öldrüsen in den Blättern. Gegen das Licht gehalten präsentieren sich die Ölbehälter dem freien Auge in Form kleiner Punkte.

Oder rühren diese etwa doch von der Mär mit dem Teufel her?  Weil das Johanniskraut den Menschen mit seinen außergewöhnlichen Kräften nämlich so zum Segen gereicht, ist es Satan ein wahrer Dorn im Auge, so dass er es immer wieder mit vielen Nadelstichen zu zerstören versucht.

In diesem Sinne widme ich das 7. Blütenblatt dem Johanniskraut:

Das Johanniskraut galt bei unseren Vorfahren als Königin der Heilkräuter. Vieles gäbe es über das Kraut zu erzählen, nachdem es seit jeher als wichtiges Frauen- und Wundkraut, als Zauber- und Schutzkraut gegen Krankheit, Besessenheit und andere böse Mächte hoch geschätzt wird. Nicht nur der beruhigende Johanniskrauttee, sondern auch das aus der gelb blühenden Pflanze gewonnene Rotöl ist heute noch ein wichtiger Bestandteil einer jeden Hausapotheke.

Für die Zubereitung des Rotöls werden die Blüten etwas angequetscht und bis zur Hälfte in ein Glas geschichtet. Doppelt so viel Olivenöl darüber gießen und an einem warmen, hellen Ort, ohne ständige Sonneneinstrahlung mazerieren lassen. Es macht Sinn, den Ansatz anfänglich nur mit einem Tuch abzudecken, damit die Restfeuchtigkeit entweichen kann. Nach einigen Tagen wird das Glas verschlossen und immer wieder verschüttelt. Nach 3-4 Wochen hat es die typische, rubinrote Farbe angenommen. Daraufhin wird es abgeseiht und dunkel verwahrt. Johanniskrautöl ist etwa zwei Jahre wirksam. Man bedenke also, keine allzu großen Mengen herzustellen.

Aus dem Öl kann auch eine Wundsalbe zubereitet werden, wenn man es im Verhältnis 5:1 mit Bienenwachs bindet.

Johanniskrautöl wird auf vielfache Weise genutzt. Zum einen fördert es die Wundheilung, zum anderen beruhigt es verspannte Muskeln, neuralgische Schmerzen, Zerrungen, Verstauchungen und wirkt lindernd bei Sonnenbrand und kleineren Verbrennungen.

Empfehlenswert ist auch eine „spirituelle“ Bauchmassage mit dem Johanniskrautöl, die nicht nur Verdauungsbeschwerden günstig zu beeinflussen, sondern auch seelische Verspannungen und undefinierbare Bauchschmerzen zu lösen vermag. Der Zusammenhang von Stress und Magenproblemen ist eine häufige Erscheinung bei psychosomatischen Störungen. Für die Massage sollten die Hände zuerst eine Minute lang aneinander gerieben und erwärmt werden. Dann einen Esslöffel Rotöl auf die Hand geben und auf der Bauchdecke verteilen. Während die rechte Hand auf dem Unterbauch ruht, werden mit der linken flachen Hand 36 Kreise im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel gezogen, diese verkleinern sich von außen nach innen. Dieselbe Prozedur wird mit der anderen Hand wiederholt.

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