In Zeiten wie diesen: Ruhepol
Vieles kann uns Ruhepol im Leben sein.
Für die eine ist es das Zusammensein mit der Familie, ein Gottesdienstbesuch, die Ausübung eines Hobbies, für den anderen ein guter Freund, der eigene Garten, eine Bergwanderung oder das Herumtollen mit dem Hund ..., um nur einige der vielen Möglichkeiten zu nennen.
Der Ruhepol meines Mannes ist eine kleine Bergwiese, deren einstigen Kauf wir als Glücksfall betrachten.
Beim "Raumen" ( Entfernen der abgefallenen Lärchenzweige) oder beim "Holzen" kann er aus erster Hand mitverfolgen, wie die Kreisläufe der Natur funktionieren und Nachhaltigkeit nicht nur erleben, sondern durch eigenes Handeln auch praktizieren.
Am heutigen Sonntag war es wieder einmal so weit!
Nach dem Motto "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah", haben wir beschlossen, unserer Bergwiese einen Besuch abzustatten.
In Zeiten wie diesen, ein guter Ausgleich zum häuslichen Alltag und vor allem auch kein Regelverstoß gegen die allgemeinen Bestimmungen!
Im Frühling sind Bergwiesen besonders schön. Das zarte Grün der Lärchennadeln konkurriert mit der Artenvielfalt am Boden.
Vorausgesetzt, dass es sich um eine Magerwiese handelt!
Himmelschlüssel, buchsbaumblättrige Kreuzblume, Fünffingerkraut, Lungenkraut und Veilchen strahlen um die Wette. Zwischendrin die tiefblauen Trichterblüten vom "Kuckucksschuh", hinter dem der großblütige Frühlingsenzian steckt. (1.Foto)
Auf ihn bin ich besonders stolz und auf die später blühende Arnika ebenfalls, denn sie zeigen mir, dass die Natur hier noch intakt ist.
Wie ich so im Grase sitze (2.Foto) und meine Blicke schweifen lasse, da kommt mir wie aus dem Nichts ein Dankgebet in den Sinn, das ich vor vielen Jahren einmal in einer Zeitschrift gefunden und daraufhin auswendig gelernt habe.
Schenk mir, o Herr, die Kraft zu sehn,
die Wunder deiner schönen Welt. Sei`s eine Blume, Bergeszinnen,
sei es das Netzwerk fleiß`ger Spinnen, vom Silberglanz des Taus durchwebt.
Lehr mich, o Herr, nur immer hören,
die wunderschöne Melodie, von Vögeln, Wind und Meer gesungen,
erklingt sie wie von Engelszungen, der Schöpfung ew`ge Symphonie.
Hilf mir, o Herr, die Zeit begreifen,
den Augenblick, die Ewigkeit. Denn du bist immer dagewesen,
kannst mir verborg`ne Zeichen lesen, aus Zukunft und Vergangenheit.
Gib mir, o Herr, die Kraft zu glauben,
zu wissen, dass du bei mir bist.
Wenn manchmal auf den schweren Wegen, die Hoffnung noch auf deinen Segen, verlässlicher Begleiter ist.
In Zeiten wie diesen, wo wir sonntags ohne unsere vertrauten Kirchgänge auskommen müssen, wird mir in dieser einsamen und doch so vertrauten Abgeschiedenheit bewusst, wie reich beschenkt ich doch bin und fühle mich dabei dem Göttlichen ganz nahe.