In Zeiten wie diesen: Mit Lanzen gegen Bakterien

 

Da soll mir noch einmal jemand über die Jugend schimpfen!

 

Denn als ich heute vormittags den Garten meines Neffen Peter besuchte, war ich erstmal verblüfft.

Mit viel Einsatz und großer Begeisterung hat dieser junge Mann nämlich aus dem einstigen Garten meiner Mutter ein wahres Naturbiotop geschaffen.

Zwischen Bienenstöcken, Hühnerstall und Gewächshaus wachsen kleine Obstbäume, früchtetragende Sträucher, Blumen, Kräuter und Gemüse in einem geordneten Durcheinander.

Mit bewundernswerter Experimentierfreude, dem regelmäßigen Einsatz von Pflanzenjauchen, Kompost und Mulch betreibt Peter konsequent  biologischen Gartenbau.

Dass Nutz- und Beikräuter in einem harmonischen Miteinander leben dürfen, ist in diesem Garten eine Selbstverständlichkeit!

 

Die sattgrünen, lanzenförmigen Blätter des Spitzwegerichs schienen mich besonders freundlich anzulachen.

Darum konnte ich beim besten Willen nicht wiederstehen und habe mir gleich einen großen Bund davon gepflückt.

 

"Wie mit Goldfäden näht der Wegerichsaft den klaffenden Riss zu und wie an Gold sich nie Rost ansetzt, so flieht vor dem Spitzwegerich jede Fäulnis",hat der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle einmal über den "König der Wege"geschwärmt.

 

Recht hat er, denn die zink- schleimstoff- und gerbstoffhaltigen Wegeriche, von denen es unterschiedliche Arten gibt, sind für die Wundheilung nahezu ideal.

Bei Schnitt- und Schürfwunden, Insektenstichen und Juckreiz ist auf unser Wiesenpflaster Verlass.

 

Vorher muss das Blatt aber so lange zwischen den Fingern zerrieben oder zwischen den Zähnen zerkaut werden, bis der grüne Saft für die Behandlung bereit steht.

 

Diesen hat man übrigens zu Kriegszeiten in Ermangelung von Antibiotika den Soldaten auf oder in ihre Wunden geträufelt und manchen von ihnen damit wahrscheinlich das Leben gerettet.

 

Bindehautentzündungen, Zahngeschwüre oder Apthen im Mund freuen sich ebenfalls über eine rechte Portion Grünsaft!

 

Ebenso sind Mamis mit kleinen Kindern gut beraten, sich eine "AUA-Salbe" auf Vorrat zuzulegen. 

Aber auch Erwachsene, die sich mit Schrunden an Händen und Füßen herumplagen, profitieren davon.

 

Keine Angst vor dem Selbermachen, denn man kommt mit ganz wenig Zutaten aus. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Zubereitung.

 

Am einfachsten ist es, 5 Spitzwegerichblätter kleinzuhacken und mit 50ml Olivenöl zu mixen. Durch ein Tuch abseihen und gut ausdrücken. Den Ölauszug erwärmen und mit 5g Bienenwachs zur Salbe eindicken. In einen Tiegel abfüllen.

Diese Salbe sollte nicht mehr als 2 Monate aufbewahrt werden, da sich durch das Mixen der Wasseranteil im Öl erhöht hat.

 

Ein weiteres Rezept für eine wundheilende Salbe ergibt sich aus einem Ölauszug(100ml) von Kamille, Ringelblume und Spitzwegerich zu gleichen Teilen.

Dazu werden die Kräuter in Öl angesetzt und gleich anschließend für 20 Minuten im Wasserbad erhitzt.

Nachdem das Bienenwachs (10g) geschmolzen und das Öl etwas abgekühlt ist, 2 Tropfen Propolis oder eine Messerspitze Heilerde einrühren. 

Diese Salbe ist mindestens 1 Jahr lang haltbar.

 

Der Vollständigkeit halber sei mir gestattet, in diesem Beitrag noch auf das zweite große Anwendungsgebiet des Spitzwegerich zu verweisen.

 

Die ideale Kombination an Wirkstoffen, allem voran ein natürliches Antibiotika namens Aucubin, machen den Spitzwegerich zu einem zuverlässigen Partner, wenn es darum geht, reizmildernd, lungengewebsstärkend, entzündungs- und hustenhemmend aktiv zu werden.

 

Spitzwegerichtee wird im Kaltauszug hergestellt, damit die Schleimstoffe nicht Schaden leiden. Dazu werden 2TL der getrockneten Droge in 1/4l kaltem Wasser für 1-2 Stunden ausgezogen, abgeseiht und vor dem Trinken nur minimal erwärmt.

 

Wer hingegen von der antibiotischen Wirkung des Spitzwegerichs profitieren möchte, muss ihn frisch verarbeiten.

Hierfür eignet sich ein Sirup, der mit Honig oder mit Rohrohrzucker hergestellt wird.

 

Ich persönlich habe allerdings schon einmal erlebt, dass der Honigansatz dabei in die Gärung übergegangen ist.

Um auf Nummer sicher zu gehen, entscheide ich mich seitdem für den Zuckerauszug.

 

Und das ist mein Rezept!

Spitzwegerich kleinhacken und mit Rohrzucker abwechselnd in ein 1kg Glas schichten. Dabei mit der Zuckerschicht abschließen.

Weil der Inhalt noch mehrere Tage an Volumen verliert, muss so lange nachgefüllt werden, bis nichts mehr ins Glas reinpasst.

Dann kann der "Erdkammersirup" entweder 40cm tief in der Gartenerde vergraben ( Markierung nicht vergessen!) oder an einem dunklen, kühlen Ort den Sommer über ausgezogen werden.

Nach 2-3 Monaten stellt man das Glas ins warme Wasserbad, so dass sich der Restzucker löst.

Dann kann der Sirup durch ein Sieb abtropfen. Nicht durchdrücken!

 

Ich wünsche gutes Gelingen beim Ansetzen dieses zuverlässigen und absolut nebenwirkungsfreien "Bakterienkillers"!

 

 

In diesem Zusammenhang möchte ich zum Schluss anmerken, dass die Wirkkraft der Blätter vor der Blüte am größten ist.

 

 

 

lg md sm xs