In Zeiten wie diesen: Krisenerprobt

 

Trotz Bilderbuchwetter, das den Frühling mit allen Sinnen erfahrbar macht, sind wir derzeit einem ziemlich rauen Wind ausgesetzt.

Seit Wochen schon hält er die Welt in Atem und hinterlässt Spuren der Verzweiflung, der Trauer, der Angst, der Hoffnungs- und Hilflosigkeit.

 

Zeiten wie diese unterliegen täglich neuen Herausforderungen.

Wenngleich dieses erzwungene Innehalten auch viele Zeichen positiver Veränderungen hervorbringt, fällt es trotzdem nicht leicht, gegen die immer wieder aufkommende Mutlosigkeit und Ohnmacht anzukämpfen.

 

Das nötige Gottvertrauen und der zuversichtliche Glaube an die Möglichkeiten der modernen Medizin können bei deren Bewältigung helfen.

Manchmal sind es aber auch spezielle Vorbilder, die uns durch die stürmischen Zeiten unseres Lebens begleiten.

 

In diesem Zusammenhang gehört für mich die Symbolsprache der Lärche dazu!

Wie sehr bewundere ich ihn doch, diesen grazilen und dennoch so wettererprobten Nadelbaum, der den widrigsten Bedingungen im hochalpinen Gelände trotzt.

Wahrscheinlich sind es gerade diese Umstände, die ihm ein besonders starkes Rückgrad verleihen, sein Holz härten, robust und beständig machen. 

Gegen all die Gefahren, die unwirtliche Standorte sowie extreme Witterungsbedingungen mit sich bringen, reagiert die Lärche gelassen und mit ihrer ganz eigenen Taktik.

Sie weiß es genau, dass die Bedingungen im Hochgebirge gnadenlos sind und hat sich im Zuge der Evolution darauf eingestellt. Ihren täglichen Kampf mit den Elementen demonstriert sie durch eng zusammenliegende Jahresringe.

Zum Schutz gegen  Austrocknung wirft die Lärche, für Nadelbäume eigentlich ganz untypisch, im Herbst kurzerhand ihre Nadeln ab. Dadurch beugt sie einer lebensbedrohenden Verdunstung über ihren Blättern vor, die sie mit den Wurzeln nicht zu kompensieren vermag.

Auch gegen Fäulnis oder Insektenbefall scheint Lärchenholz resistent zu sein. Dafür sorgen die verzweigten Harzbahnen und Gerbstoffe, die der Baum als Imprägniermittel nutzt.

Schon diese wenigen Tatsachen sollten genügen, die Einzigartigkeit der Lärche anzuerkennen.

Bereits unsere Vorfahren verehrten sie als Lichtbringer und Schutzbaum und unsere Natur-und Kulturlandschaft wäre um ein Vielfaches ärmer ohne sie.

 

Wenn man den alten Geschichten und Sagen Glauben schenkt, dann sollen sich unter den Lärchen ja geheimnisvolle Waldfeen und Salige Fräulein tummeln, die die guten Taten der Menschen belohnen, das Böse bestrafen und so manchen verirrten Wanderer wieder auf den richtigen Weg zurückgebracht haben.

 

Weil Räucherungen mit Lärchenharz, -holz und -nadeln als Zeichen von Reinigung, Neubeginn, Lebenskraft und inneren Frieden gelten, werden sie gerne für entsprechende segenspendende Frühlingsrituale herangezogen.

 

Im seelischen Bereich wird „Larch“ laut Edward Bach, dem Erfinder der Bachblüten vor allem bei Menschen mit starken Minderwertigkeitskomplexen eingesetzt.

Zweifelnde und Schüchterne sollen dadurch befähigt werden, die Selbstannahme zu stärken, fremde Maßstäbe zu ignorieren und die vermeintliche Schwäche hin zu ihrer Stärke zu lenken.

 

An dieser Stelle muss ich es noch einmal loswerden: Ich liebe und bewundere sie, die Lärche!

Das habe ich heute bei meiner Begegnung mit ihr, so wieder richtig gespürt. Jetzt, in der Frühphase des Frühlings finde ich sie besonders anziehend.

Es lässt sich nicht verheimlichen, dass sie ihre Nadelbüschel noch recht zögerlich zur Schau stellt. Wer weiß, was der kalte Spätfrost wohl mit ihnen machen würden?

Da ist es allemal klüger, sich vorerst mit vielen kleinen, roten Zäpfchen zu schmücken. Wie auf einer Schaukel sitzend, sind sie an den langen, biegsamen Ästen aufgereiht und träumen dem Sommer entgegen. Später werden sie im verholzten Zustand noch einige Jahre am Baum verweilen, bis auch sie eines Tages das Loslassen lernen müssen.

In diesem frühlingshaften Zustand erinnern sie mich jedenfalls an die wohlriechenden Kohlröschen, die mir auf den sommerlichen Bergmatten ab und zu begegnen und die wir mundartlich als "Brunellen" bezeichnen.

 

Dass man mit diesen leicht säuerlich und harzig schmeckenden Zäpfchen zudem eine ganz besonders leckere Kräuterbutter bzw. einen wunderbar aromatischen Kräuterlikör herstellen kann, werden all jene bestätigen, die es einmal ausprobiert haben.

 

Neugierig geworden? Dann möchte ich die beiden Rezepte nicht schuldig bleiben!

 

Für die Zapfenbutter die roten Zäpchen kleinschneiden und mit 2-3 Tropfen Zitronensaft und einer Prise Salz unter die weiche Butter mischen. Mit nassen Händen zur Rolle formen, diese in Butterpapier wickeln und im Kühlschrank härten.

 

Für den Likör werden in einer Flasche Wodka (0,7l) 30rote Lärchenzapfen, 2 EL Honig und 6 Würfel "Magenzuckerlen"  eingelegt und täglich verschüttelt. Dabei sollte der Standort warm und dunkel sein. Nach 6 Wochen abseihen und den Likör am besten für weitere 4-6 Monate reifen lassen.

 

 

lg md sm xs