In Zeiten wie diesen: Ballast abwerfen
Mit dem Gedankengut von Pfarrer Kneipp bin ich seit langem verbunden.
Als sich vor Jahren die Möglichkeit bot, die Lehre des Wasserdoktors näher kennen- und verstehen zu lernen, habe ich nicht lange gezögert und mich zur Kneipp-Gesundheitstrainerin ausbilden lassen.
Vor dem Ausbruch des Corona-Virus war ich in Vorfreude auf eine neue Ausbildung, die mir das Leben und Wirken meiner Namensverwandten Hildegard näher bringen sollte.
Den diesbezüglichen Lehrgang, der in verschiedenen Blöcken aufgeteilt ist, wollte ich im April in Vorarlberg beginnen.
Unter der Leitung der profunden Hildegard-Kennerin Brigitte Pregenzer und ihrem Team, hoffte ich einen tieferen Einblick in das Leben der charismatischen Nonne vom Disiboden-Berg zu erhalten.
Frau Pregenzer ist als Referentin und Autorin mehrerer Hildegard-Bücher keine Unbekannte.
Sie besitzt die Gabe, eine äußerst ansprechbare Gestaltung mit einem gut strukturierten Inhalt zu verbinden und in einer für alle gut verständlichen Sprache Lust auf „mehr“ zu machen.
Leider ist aus dieser Ausbildung aufgrund der Ausgangsbestimmungen und Grenzsperren bis jetzt nichts geworden.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ein neuer Anlauf ist nun für September geplant.
In Zeiten wie diesen habe ich genügend Muße, mich vorab in Hildegard von Bingens Lehre zu vertiefen und die Einheit von Leib, Seele und den Sinnen, aber gleichzeitig auch ihre gegenseitige Wechselwirkungen zu ergründen.
Zeiten wie diese waren übrigens auch ideal, sich mit Hildegards Verständnis vom Fasten auseinanderzusetzen und es bei mir selber auszuprobieren.
„Wer gut reinigt, heilt gut“, behauptet Hildegard, wenn es um Entgiftungsmaßnahmen des Körpers geht.
Konsequent durchgeführt kann dies tatsächlich zur Verbesserung der Verdauung, zur Entsäuerung, zur Stärkung der inneren Organe, zur allgemeinen Stärkung der Abwehrkräfte und des Wohlbefindens insgesamt führen.
„ Wer nicht ganz gesund und noch nicht krank ist, dem bringt maßvolles Fasten die Gesundheit zurück. Auch die Gesunden sollten diese Kur machen, weil es ihnen die Gesundheit erhält.“
Darauf vertrauen nicht nur eingefleischte Hildegard Fans, sondern mittlerweile auch gesundheitsbewusste Menschen mit unterschiedlichen Beweggründen.
Wenn wir uns vor Augen führen, dass 35% des körperlichen Energiehaushaltes zur Verarbeitung der Nahrung aufgewendet werden müssen, können wir uns gut vorstellen, dass durch das Heilfasten Ressourcen freigestellt werden, die unseren Selbstheilungskräften zugute kommen.
Aber nicht nur auf körperlicher Ebene bewirkt Fasten positive Veränderungen, auch im geistigen Sinn schafft es Freiraum für geistige Klarheit, Ruhe und Gebet.
Es ermöglicht einen größeren Abstand zu den Alltagsbelastungen und gibt ein gutes Lebensgefühl.
Wer sich für das Hildegard-Fasten entscheidet, kann zwischen verschiedenen Formen wählen.
Die leichteste davon ist das Dinkel-Obst-Gemüse Fasten und besonders für Einsteiger interessant.
Dabei handelt es sich im eigentlichen Sinn um eine Ernährungsumstellung mit Verzicht auf Fleisch, Fisch und tierische Fette.
Diese Diätmaßnahme ist für alle geeignet und im ganz Besonderen für Übergewichtige, Schmerzpatienten, Diabetiker und Bluthochdruck-Patienten .
Auf dem Speiseplan stehen 3mal täglich Obst, Gemüse oder Dinkel zur Auswahl.
Es macht Sinn, sich bei jedem Gericht auf eine Sorte Salat oder Gemüse zu beschränken.
Der Tagesplan könnte folgendermaßen aussehen:
Frühstück: 1Portion Habermus oder 1-2 Scheiben Brot mit vegetarischem Aufstrich
Mittagessen: ein Gemüsegericht oder Suppe und/oder Salat
Abendessen: eine Grießsuppe oder Gemüsecremesuppe
Wer sich bewusst für eine ein, zwei- oder mehrwöchige Fastenkur entscheidet, muss einige Grundregeln beachten:
- keine belastende Berufstätigkeit (Urlaubszeit wäre besser) während der Zeit des Fastens
- Hobbies und Tätigkeiten, die Freude machen
- aufmerksam und langsam essen und darauf achten, dass die eingenommenen Lebensmittel und Getränke weder zu heiß noch zu kalt sind
- nur zu den festgesetzten Zeiten essen
- jeden Bissen 30 mal kauen
- für das Essen danken, Tischgebet sprechen
- ausreichend trinken
- viel Bewegung an der frischen Luft
- nach Anbruch der Dämmerung nicht mehr essen
Aus Brigitte Pregenzers Buch „Hildegard von Bingen – Einfach fasten“, erschienen im Tyrolia-Verlag, möchte ich morgen einige leicht umsetzbare Rezepte vorstellen.
Bis dahin dürft ihr euch an jenen 3 Kräutern erfreuen, die auch Hildegard sehr am Herzen lagen.
Es sind der Gewürzfenchel, der Diptam und der Stinkende Storchenschnabel.
Auch dazu in den nächsten Tagen mehr!