Frauenmantel (Alchemilla vulgaris), die kleine Zauberfee
Sie ist ohne Zweifel eine besondere Frauenpflanze und gehört zu einem klassischen Frauentee einfach dazu. (siehe Foto).
In ihrer Form deuten die Blätter bereits auf die beschützende Funktion hin. Betrachtet man sie nämlich etwas genauer, erinnern sie an einen flauschigen Umhang, der zum Umfangen bestens geeignet ist.
Der funkelnde Tropfen, der sich morgens in der Mitte des Blattes gesammelt hat, gab seit jeher Anlass für alle möglichen Fantasien.
Die einen sahen in ihm das Symbol für neues Leben, das im Schoß der Frau heranzureifen scheint.
Andere glaubten, daraus einen Zauberstein gewinnen zu können, der die Weisheit der Welt in sich trägt.
Und wieder andere schworen auf seine Kraft zur Schönheitspflege – als natürliches Gesichtswasser gegen Fältchen.
Heute weiß man, dass es sich dabei um die sogenannte Guttation handelt – überschüssiges Wasser, das die Pflanze über feine Poren an den Blattzähnchen abgibt.
Durch die trichterartige Form ihrer Blätter wird dieses Wasser wie in einem kleinen Becken am Stielansatz gesammelt, um sich dort als glitzerndes Juwel zu präsentieren.
Was seine Inhaltsstoffe betrifft, hat der Frauenmantel einiges zu bieten.
Besonders hervorzuheben sind die Gerbstoffe, allen voran Agrimoniin, dem in Laborstudien eine zellhemmende Wirkung bei bestimmten Krebsarten, etwa Brustkrebs, nachgesagt wird.
Hinzuzu kommen Flavonoide wie Quercetin, Bitterstoffe, Spuren von ätherischen Ölen und weitere Pflanzenstoffe, die das Wirkungsspektrum erweitern.
Im gegenseitigen Zusammenspiel wirken all diese Stoffe besonders auf Schleimhäute, auf das Bindegewebe und besonders auf das kleine Becken der Frau astringierend, entzündungshemmend, wundheilungsfördernd und kräftigend.
In der Frauenheilkunde ist der Frauenmantel vor allem in Zeiten hormoneller Umstellungen seit Jahrhunderten ein geschätztes Heilkraut.
Zwar enthält er kein echtes Progesteron, aber er scheint auf sanfte Weise insbesondere in der zweiten Zyklushälfte regulierend in den Hormonhaushalt einzugreifen.
Deshalb wird er gern bei Gelbkörperschwäche, prämenstruellen Beschwerden, Zyklusstörungen oder Wassereinlagerungen eingesetzt.
Auch bei unerfülltem Kinderwunsch kann Frauenmanteltee unterstützend wirken – weil eine zu schwache Gelbkörperproduktion das Einnisten der Eizelle erschwert.
Seit Generationen vertrauen Frauen auf die Wirkung des Frauenmantels, hat er ihnen doch stets bei Menstruationsschmerzen geholfen, die Geburt erleichtert, die Wundheilung angeregt und starke Blutungen gelindert.
Ein bewährter Monatstee nach Karin Buchart kann Frauen mit solchen Beschwerden sanft unterstützen.
Dafür werden je drei Teile Frauenmantel und Gänsefingerkraut, sowie je ein Teil Schafgarbe und Kamille gemischt.
Ab etwa einer Woche vor Beginn der Regelblutung bis zu deren Ende täglich drei Tassen trinken.
Wer es einfacher mag, kann auch eine Frauenmantel-Tinktur verwenden – zweimal täglich zehn Tropfen sind eine gängige Dosierung.
Ein Hinweis zur Ernte!
Für medizinische Zwecke ist die Wildform aus dem Gebirge besser geeignet als die großblättrigen Zierpflanzen im Garten. Ihre Blätter sind kleiner, aber wirkstoffreicher. Geerntet wird zur Blütezeit, wo man Blüten und Blätter gemeinsam sammelt.
Übrigens: Auch der sogenannte Silbermantel (Alchemilla alpina), der in höheren Lagen wächst und feinere, silbrig behaarte Blätter besitzt, gilt als heilkräftig – und wird von manchen Kräuterfrauen sogar bevorzugt.
Last but not least: Der Frauenmantel wird auch in meinem neuen Buch "ALLES WAS MIR GUT TUT" immer wieder erwähnt und für diverse Mischungen bei unterschiedichen Beschwerden empfohlen.