Drei altbewährte Hausmittel

 

Bereits seit vielen Jahren kümmerte sich Dr. Römer um das gesundheitliche Wohl seiner Senioren in einem Altenheim .

 

Dabei fiel ihm immer wieder eine quirlige und höchst aktive Dame auf, die einen ganz besonderen Eindruck auf ihn ausübte.

Mittlerweile gehörte sie zu den ältesten Heimbewohnerinnen und war mit ihren 98 Jahren auch recht zerbrechlich geworden. Nur der Humor schien ihr noch nicht abhanden gekommen zu sein.

Das verwunderte den Arzt, der durch ihre Krankenakte und aus den Erzählungen von Betreuerinnen wusste, dass das Leben der alten Frau alles andere als leicht gewesen und von schweren Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben war.

 

Aufgrund eines Schwächeanfalls begab sich der Arzt eines Tages an das Krankenbett der Greisin.

Dabei staunte er aber nicht schlecht, als sie ihn trotz Schmerzen freundlich anlächelte und ihn nach seinem Wohlbefinden fragte.

 

Der wache Blick und die Zufriedenheit, die im faltigen Gesicht auszumachen waren, veranlasste den Arzt, sich nach dem Geheimnis der offenen und lebensbejahenden Art seiner Patientin zu erkundigen.

 

Mit ihrem dünnen Stimmchen entgegnete ihm die Greisin:

»Herr Doktor, ich nehme jeden Tag drei altbewährte Hausmittel ein, auf die ich mich ein Leben lang verlassen konnte!«

 

Da wurde die Neugierde des Arztes erst richtig geweckt: »Darf ich erfahren, welche Medikamente sie zu sich nehmen?«

 

Verschmitzt lachte ihn die alte Frau und antwortete:

»Jeden Morgen gönne ich mir eine Dosis Zufriedenheit.

Denn schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ich in meinem Alter noch lebe und wieder in den neuen Tag gehen darf.


Tagsüber inhaliere ich alles an Liebe, was mir begegnet.

Da gibt es so vieles! 

Einmal ist es der Besuch meines Enkels, oder das nette Lächeln der Krankenschwester, dann wieder das gute Essen oder die Singstunde, auf die ich mich jedes Mal richtig freue.

Und jetzt ist es die blühende Linde da draußen vor meinem Fenster, die mir ein Stück Jugend zurückbringt und mich mit ihrem lieblichen Duft verwöhnt.


Am Abend dann, lasse ich den Tag nochmals Revue passieren und nehme dabei unverdünnt eine große Portion Dankbarkeit zu mir.


Beschämt musste sich der Arzt eingestehen, dass er weder bei seiner Ausbildung an der Uni noch im Laufe seiner beruflichen Karriere jemals einem Menschen, so reich an Weisheit, begegnet war. 

 

 »Diese Wirkung", sagte er deshalb voller Ehrfurcht, "ist bei ihnen nicht zu übersehen. Erlauben Sie mir, dass ich Ihr außergewöhnliches Rezept weiterempfehle!«

 

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