Die heilende Eiche

Am 1. März beginnt der meteorologische Frühling. Es beginnt die Zeit der Spaziergänge in der – vielleicht schon – blühenden Natur. Auch die Eiche gehört zu den wertvollen Naturschätzen, die wir uns zunutze machen können.

Sich bewegen bringt reichen Segen! Ob Kneipp diesem Grundsatz im eigenen Leben gewissenhaft Folge leistete? Aus seinen vielen Verpflichtungen und der massigen Leibesfülle zu schließen, wohl eher nicht. Seine Zeitgenossen hingegen ermahnte er bei jeder Gelegen­heit, auf regelmäßige Bewegung zu achten. Die ihm eigene Bil­dersprache kann es nicht tref­fender formulieren:

„Wenn das Wasser immer ruhig und stille steht, wird es bald faul, wenn der Pflug nicht gebraucht wird, wird er bald rostig, zerbrechlich und zerfallen. Gerade so geht es dem menschlichen Körper. Deshalb: Alle Teile des Körpers sollen in Tätigkeit kommen, da­ mit sich nicht schlechte Stoffe ansammeln und es dem Men­schen geht wie dem stehenden Wasser, welches bald anfängt zu versumpfen.“

Gerade in dieser Jahreszeit der länger werdenden Tage ist das Wandern in der erwachenden Natur eine Wonne. Vieles gibt es zu entdecken!

Wandern bedeutet aber auch eine Auszeit vom Alltagstrott – Wellness pur zum Nulltarif! Das Gehen schafft Abstand zu den Sorgen, die uns belasten. Da­durch können Prioritäten neu definiert und kann lösungsori­entiertes Denken gefördert wer­den. Wandern schafft die Vor­aussetzung, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Als kleinen Wandervorschlag für diese vorfrühlingshafte Zeit sei das Gebiet um Castelfeder im Unterland zu empfehlen. Das sogenannte Arkadien Süd­tirols punktet nicht nur mit kli­matischen Vorzügen, sondern auch mit einer lieb­lichen, par­kähnlichen Hügellandschaft mit submediterraner Flo­ra. Von der Sportzone Auer aus ist Castelfeder in einer kur­zen Wanderung zu erreichen. Auch für Kinder gibt es dort doch viel Bewegungsfreiheit und tolle Steinplatten zum Klettern.

Botanisch Interessier­te werden über die mächtigenWeißdornbüsche staunen, die aller­dings erst ab Ende April in Blüte stehen. Zudem fallen die zahlreichen Flaum­eichen auf, die in den Buschwäldern im Überetsch und Unterland häu­fig anzutreffen sind.
Allen Eichenarten gemein ist der hohe Gerbstoffgehalt in den Blättern, aber vor allem im Holz. Dieses wird vorzugsweise zu Barriquefässern verarbeitet, deren Tannine beim Aufbau von Wein, Bier und Whisky die gewünschten Karamell­, Vanil­le­, Kaffee­ oder Rauchnoten liefern. Zum Möbelbau liefert die Eiche ein widerstandsfähiges Holz von schöner Farbe und dichter Faserung. Als Heilmittel bei Hautaus­schlägen, Hämorrhoiden, Drüsenschwel­lungen, entzündeten Schleimhäuten, übermäßiger Schweiß­bildung, Juckreiz oder Mund­bläschen können Waschun­gen, Spülungen, Kompressen oder Bäder mit Eichenrinde Wunder wirken. Als sich mein Sohn im pubertären Alter einen überaus hartnäckigen Fußpilz holte, machte ich diesem mit einer Eichenrinden­-Walnuss­blätter­-Tinktur in kurzer Zeit den Garaus.

Die Tinktur, aber auch die Ei­chenrinde zum Selbstansetzen kann man in Apotheken bzw. Reformhäusern finden. Wer selbst eine Eiche sein Eigen nennt, sollte jetzt im März den Zeitpunkt der aufsteigenden Säfte nutzen. Es genügt, sich ein paar zwei­ bis dreijährige Zwei­ge abzuschneiden und davon die Rinde abzuschaben. Diese wird dann in hochprozentigem (70–90 %) Alkohol für mindes­tens zwei Wochen ausgezogen.

Hinweis: Das Ernten von Ei­chenrinde in der freien Natur ist aus Naturschutzgründen im Allgemeinen untersagt. Castel­feder im Speziellen gehört zu einem geschützten Biotop.

Im Herbst sind die gefärbten Eichenblätter eine wahre Augenweide und sorgen für gelb-orange Farbtupfer im Wald.

lg md sm xs