Der Weißdorn – eine stachlige Naturapotheke

Weißdornsträuche sehen zur Zeit der Blüte wahrlich aus wie Bräute, die sich im weißen Spitzenkleid wiegen. Wären da nur nicht diese wehrhaften Dornen, die den Rosengewächsen eben gemeinsam sind. Aber es ist alles eine Frage der Sichtweise. Optimisten freuen sich lieber an dem Dornenstrauch, der Blüten trägt, anstatt sich über den Blütenstrauch, der Dornen trägt zu ärgern.
Dabei können Dornen durchwegs auch ihr Gutes haben. Dieser Auffassung waren jedenfalls unsere Vorfahren. So wurden in der Jungsteinzeit die Besiedlungen durch den Hag, einem lebenden Stachelzaun, vor zwei- und vierbeinigen Angreifern bzw. vor bösem Zauber geschützt.
Dazu gehörte auch der Schlehdorn, der im Gegensatz zum Weißdorn zuerst blüht und dann die Blätter entwickelt. Die Früchte im Herbst hingegen sind unschwer vom Weißdorn zu unterscheiden. Der Schlehdorn trägt blaue, den Weinbeeren ähnelnde Früchte, während die Weißdornfrüchte knallrot sind und im Dialekt „Mehläpfelen“ genannt werden.

Besonders die Früchte sind es auch, die das Herz stärken und es in seiner Pumparbeit unterstützen.
Weil das Herz aber auch mit unserer Psyche in engem Zusammenhang steht, hier gleich vorweg einen leckeren
Weißdorn-Holunderbeeren Brotaufstrich:
750g Weißdornbeeren waschen, knapp mit Wasser bedecken
20 Minuten köcheln lassen und durch ein Sieb streichen.
500g Fruchtmus abwiegen
mit ½ l Holunderbeerensaft aufgießen, 1kg Gelierzucker (1:1) einrühren
bei starker Hitze 2 Minuten sprudelnd kochen lassen
in Gläser abfüllen

Um den Weißdorn ranken sich viele Mythen. So wurde er wahrscheinlich wegen seiner schwer zu durchdringenden Eigenschaft zum Symbol des ruhigen und tiefen Schlafes (Dornröschen!).
Aus seinem Holz wurden auch Zauberstäbe geschnitzt, um Dämonen abzuhalten und gute Geister anzulocken. Kein geringerer als der Hl. Josef soll auf seiner Flucht nach Ägypten mit einem Weißdornstab ausgerüstet gewesen sein.
Darauf bezieht sich wahrscheinlich der lateinische Name „Crataegos“, der sich vom Griechischen ableitet und soviel wie „kräftig“ heißt. Es nimmt also nicht Wunder, dass gerade Wanderstöcke aus seinem Holz geschnitzt wurden.

Der Weißdorn kann in seiner Gesamtheit genutzt werden. Er ist besonders für das Altersherz geeignet, kommt aber auch jenen Menschen zugute, die unter psychischem oder physischem Druck stehen. Erwiesen ist auch seine Wirksamkeit zur Nachbehandlung eines Herzinfarktes. Gleichzeitig wirkt er ausgleichend auf den Blutdruck. (neben einer gesunder Lebensweise mit viel Bewegung!!!)
Für die Weißdornkur werden sowohl Blätter als auch Blüten und Beeren verwendet. Neben den wirksamen Herzglykosiden enthält Weißdorn auch wichtige Mineralsalze, die die Gehirnzellen aktivieren und vor körperlicher und geistiger Müdigkeit schützen.

Im Gegensatz zu den meisten Heilpflanzen entwickelt der Weißdorn erst bei längerer Einnahme seine therapeutische Wirkkraft. Deshalb wird eine mehrwöchige Kur (8-12Wochen) empfohlen.
Die Zubereitung der Blüten und Blätter erfolgt im Aufgussverfahren. (1 El pro Tasse Wasser, 10 Minuten Ziehzeit.) Es reichen 2 Tassen abends und morgens.
Die zerstoßenen Früchte kann man ebenfalls als Tee verwenden, indem man sie zuerst ein paar Stunden kalt ansetzt, kurz aufkocht und dann abseiht.

Für die Tinktur schichtet man Beeren in ein kleines Marmeladeglas, übergießt sie mit Treber und lässt sie für mindestens 2-4 Wochen an einem hellen Standort ausziehen. Danach werden die Beeren entfernt. Davon nimmt man 3 Mal täglich an die 10-12 Tropfen. Man kann auch Blüten in die Tinktur einarbeiten.

lg md sm xs