Der Holunder

Er ist einfach nicht zu übersehen! Im Frühjahr werden wir von seinen eigenartigen, aber angenehm duftenden Trugdolden angezogen. Wir machen unter seinen ausladenden Ästen Rast und können uns von der Leichtigkeit des Seins einfangen lassen; im Herbst finden sich die Vögel in Scharen ein, um sich an den saftigen und nachtschwarzen Beeren zu laben. So oder so, der Holunderbaum oder -strauch hat immer etwas Mystisches an sich und wirkt auf ganz besondere Weise auf unser menschliches Dasein ein.
Bereits unsere Vorfahren wussten um die Geheimnisse des Holunders und verehrten ihn wie kaum eine andere Pflanze. Nicht umsonst brachte das willkürliche Fällen eines Holunderbaumes Unglück.
Mit einer Verbeugung bzw. mit dem Lüften des Hutes brachte man dem Holunder und den darin wohnenden guten Geistern seine Ehrbietung dar. Ja, diese Verehrung ging teilweise sogar so weit, dass man es nicht einmal wagte, seinen wahren Namen auszusprechen und ihn deshalb als „Flieder“ bezeichnete. Seine getrockneten Blüten gibt es noch heute unter dieser Bezeichnung zu kaufen. Mit magischen Sprüchen versuchte man dem Baum alle möglichen Leiden anzuhängen bzw. erbat sich davon Glück und Gesundheit für die Nachkommenschaft. Übrigens: auch Frau Holle, die Beschützerin der Ehe und Spenderin des Kindersegens, wohnt im Holunderbaum.

Wahrlich viele gute Gründe, sich näher mit der Heilwirkung dieser Pflanze zu beschäftigen!

Die Blüten enthalten ätherische Öle, Gerbstoffe, Saponine, Cholin, Harz, Zucker und verschiedene Säuren. Sie steigern vor allem die Abwehrkräfte und sind ideal bei Erkältungskrankheiten oder als Schwitzkuren bei fiebrigen Infekten.

Die Blätter wirken harntreibend und können als unterstützende Therapie bei Rheuma, Gicht, Nierenleiden und zur Blutreinigung angewandt werden. In Milch gekocht, können sie als Kompresse zur Wundheilung dienlich sein.

Die Beeren sind besonders reich an Vitamin B1 und Vitamin C. Sie sollten allerdings nur im gekochten Zustand verzehrt werden. Das Beerenmus stärkt die Abwehr, wirkt abführend und hilft bei schwacher Verdauung, besonders bei Kleinkindern.

Rezept: Großmutters Holunderlikör

1,5 kg schwarze Holunderbeeren, 1 l Wasser, 500 g brauner Zucker, 1 Zimtrinde, 2 Zitronen, 1 Päckchen Vanillezucker, 5 Gew?rznelken, 250 ml Weingeist.

Holunderbeeren in Wasser 30 Minuten kochen lassen. Durch ein Tuch abseihen, Zucker, Zimtrinde, Zitronenschalen, Vanillezucker und Gewürznelken dazugeben. Weitere 15 Minuten kochen. Auskühlen lassen, mit dem Weingeist mischen und in Flaschen abfüllen.

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