Das Wunder vom Holunder

Uns allen ist der Holunder aus Kindertagen vertraut. Sein Blütenduft verkündet den Sommer und erfreut Menschen und Insekten gleichermaßen. In der Hausapotheke der einfachen Leute durfte der Holunder früher auf keinem Bauernhof fehlen. Die Erdgöttin Hel (Frau Holle) selbst war es, die ihn zu ihrer Wohnstätte auserkoren hatte und von ihm aus ihre schützende Hand über die Familie hielt. So nimmt es nicht Wunder, dass unter dem Hollerbusch die Nachgeburt vergraben und das Badewasser des neugeborenen Stammhalters ausgeschüttet wurde. Das Vertrauen, das man dem Herrn „Flieder“ entgegenbrachte, war letztendlich so groß, dass man ihm, von verschiedenen Zauberformeln begleitet, sogar persönliche Erkrankungen übertrug. Wenn wir uns heute, was Geister betrifft, auch wesentlich kritischer verhalten, wissen wir um die guten Eigenschaften von Blüten und Beeren.

Bei grippalen Infekten konnten wir ihre heilsame, immunstärkende oder schweißtreibende Wirkung bestimmt schon am eigenen Leib erfahren. Vor dem Verzehr der rohen Beeren sei gewarnt, sie sind leicht giftig und können deshalb zu Erbrechen oder Durchfall führen.

Holunderblütentee schmeckt nicht nur gut, sondern eignet sich auch als Geschmacksverbesserer für allerlei Teemischungen. Zum Inhalieren bei Nasennebenhöhlenentzündungen oder Bronchitis ist es ratsam, Holunder mit Kamille zu mischen.

Als wahrer Antigrippetrunk erweist sich ein heißer Grog mit Holunderbeersaft, Ingwer, Kardamon, Zimt und Gewürznelken. Dazu werden die Gewürze mit kaltem Wasser aufgekocht und mit dem angewärmten Holundersaft vermischt. Ein Schuss Zitrone und ein Löffel Honig verstärken die Wirkung und verfeinern den Geschmack.

Holunder macht sich auch in der Küche gut. Nicht nur der klassische Blütensirup, sondern auch Hollersekt oder Holunderpudding sind nicht ganz alltägliche Delikatessen. Die süßliche Note des Holunderbrotes wird große und kleine Naschkatzen begeistern. In der Herstellung ist es sehr einfach und bereichert den Frühstückstisch auf gesunde Weise.

Zutaten: 1⁄2 kg Mehl, 1⁄2 Hefewürfel in etwas Milch aufgelöst, 2 El Holunderblütenzucker (getrocknete Blüten mit Zucker mahlen), eine kräftige Prise Salz, ca. 250 ml Holundermilch, ein paar Nüsse, 1 Apfel (in Würfel geschnitten), Sultaninen. Weil ich kein Freund von Mengenangaben bin und mein Brot immer nach Gefühl backe, kann mehr oder weniger Flüssigkeit erforderlich sein. Durch die Zugabe von etwas Topfen wird das Brot schmackhafter. Die Zutaten können je nach Geschmack ausgewählt werden. Für die Holundermilch werden die Blüten vom Stängel gelöst und mit heißer Milch übergossen. Sobald diese etwas abgekühlt ist, mit den Blüten zum Teig geben. Nachdem sich das Teigvolumen verdoppelt hat, mit nassen Händen kleine Bällchen abstechen und als Laibchen auf das Blech geben. Bei 180 Grad ca. 20 Minuten backen. (Unterseite muss beim Klopfen hohl klingen!)

Im Holunder wohnen nur gute Geister, auch wenn sie manchmal ziemlich böse dreinschauen!

lg md sm xs