Damit das Fest der Weihnacht nicht zur „Wehnacht“ wird

Ein Flüchtigkeitsfehler beim Diktat, was ist schon dabei? Aber ein einziger kleiner Vokal genügt, um die segensreiche und freudvolle WEIHNACHT  in eine „WEHNACHT“ zu verwandeln.

Diese Geschichte hat sich in einer Schulklasse zugetragen. Nach anfänglichem Gelächter über dieses Missgeschick eines Schülers gibt der Lehrer zu bedenken, dass Weihnachten nicht immer nur Schönes und Freudiges bereithält.

In der Klasse wird es nach und nach ruhiger und einige Kinder beginnen zögernd zu sprechen:

„Meine Eltern sind geschieden“ „Ich weiß nicht, wo ich den Heiligen Abend verbringen soll, ohne den einen oder den anderen zu verletzen.“

„Meine Mutter hat immer so viel Arbeit und zu Weihnachten ist es besonders schlimm. Wenn ich etwas sage, reagiert sie nervös oder hört mir überhaupt nicht zu“

„Herr Mair von nebenan ist erst kürzlich an Krebs erkrankt. Er hat keine Angehörigen, nur seinen kleinen Hund.“

„Meine Oma ist erst vor kurzem gestorben und deshalb sind wir alle traurig. Eigentlich ist keinem von uns nach Bescherung zumute.“

„Früher war Weihnachten für uns Kinder wunderschön. Wir feierten alle zusammen: Die Großeltern, die Tanten und Onkeln und meine drei Cousinen. Aber plötzlich verstehen sich die Erwachsenen nicht mehr. Ich weiß nicht, warum sie sich so streiten, aber ich glaube, es geht um Geld.“

„Mein Vater ist seit 2 Monaten arbeitslos und deshalb können wir uns heuer keine Geschenke leisten“

Noch einiges wird an diesem letzten Schultag vor den Ferien angesprochen, bis ein Kind in der ersten Reihe schließlich zu bedenken gibt:

„Es ist eigentlich nicht richtig, nur an Geschenke, Festessen und Weihnachtsbaum zu denken, während draußen in der Welt so viele Menschen täglich um ihr Leben fürchten oder vor Krieg und Naturkatastrophen auf der Flucht sind.

Mittlerweile ist die Stimmung sehr bedrückt und auf den Tiefpunkt gesunken. Da nimmt der Lehrer die Kreide zur Hand, geht zur Tafel und malt ein fettes, rotes I zwischen dem H und N.

Mit diesem einen Buchstaben hat sich die Wehnacht plötzlich in eine Weihnacht verwandelt und die Mienen der Kinder hellen sich spürbar auf.

Das ist es! „Weihnachten bringt Licht in unsere Wehnacht!“, sagt Toni aus der letzten Reihe.

„Ganz richtig“, betont der Lehrer. „So war es auch damals auf dem Feld in Betlehem. Mitten in der finsteren Nacht leuchtete plötzlich ein Stern auf und es waren die Ärmsten der Armen, die die frohe Kunde als erstes vernahmen: “ Fürchtet euch nicht! Seht, ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren!“

„Ich glaube“, fährt der Lehrer mit froher Stimme fort, „ Gott will durch die Geburt seines Sohnes die Enge und die Finsternis unserer menschlichen Wehnächte durchbrechen, um Licht in die dunkelsten Ecken der Welt zu bringen und für alle, die guten Willens sind, die Tür der Hoffnung zu öffnen!“

Das wünsche ich auch allen Leserinnen und Lesern meiner Blütenblätter und freue mich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

lg md sm xs