Liebe auf den 2. Blick

Liebe Hörerinnen und Hörer,

es ist mir eine Freude, Sie in den nächsten Tagen auf ein Wort, hinaus in die Natur mitnehmen zu dürfen. Mit der berauschenden Lebensfreude des Frühlings, der ungezwungenen Leichtigkeit des Sommers, der reichen Fülle des Herbstes scheint die kalte Eintönigkeit des Winters nicht konkurrieren zu können. Bei näherer Betrachtung kommen wir aber nicht umhin, auch dessen Vorzüge wertzuschätzen. Wenn mollig weicher Schnee die Welt einhüllt und damit der Natur die Möglichkeit der Regeneration bietet, möge dies eine Einladung an uns sein, es ihr gleich zu tun. Denn welche der vier Jahreszeiten eignet sich wohl besser zum gelegentlichen Rückzug, zum Genießen einer Tasse heißen Tee, zum Träumen und Entspannen? Gleichzeitig kann ein Winterspaziergang in der stillen und ruhenden Natur ideale Bedingungen bieten, uns vor ungewollter Ablenkung zu schützen und den Blick fürs Wesentliche zu schärfen.

Damit lässt sich erahnen, was der deutsche Arzt und Literat Hermann Löns in seinem Gedicht „Höret“ meint:
 

Höret

Es gibt nichts Totes auf der Welt,
hat alles sein´ Verstand,
es lebt das öde Felsenriff,
es lebt der dürre Strand.

Lass deine Augen offen sein,
geschlossen deinen Mund
und wandle still, so werden dir
geheime Dinge kund.

lg md sm xs