Kräutergenuss auf Vorrat

Es ist Palmsonntag, als ich auf dem Heimweg vom Gottesdienst die vielen Wildkräuter am Wegesrand bemerke. Nach dem strengen Winter sind sie sprichwörtlich wie die Pilze über Nacht aus dem Boden geschossen und haben sich in Wiese, Wald und Flur breitgemacht.
Welch ein Glück, in einem kaum belasteten und vom Verkehr ziemlich verschonten Umfeld zu wohnen! So kann ich kurz entschlossen einen Teil unseres Mittagsmahles von Mutter Natur erbitten und gleich die Zutaten für eine leckere Wildkräutersuppe sammeln: Schafgarbenblättchen, blühende Gundelrebe, Spitzwegerich, Sauerampfer, Pimpinelle, Giersch, Brennnessel, Löwenzahn und Wiesensalbei.
Im Garten zupfe ich noch ein paar Bärlauchblätter, deren Zwiebelchen ich vor Jahren gepflanzt habe und die sich unter entsprechend günstigen Bedingungen (Halbschatten, Lehmboden, Feuchtigkeit) rasant ausbreiten. Nur gut, dass sie sich nach der Blüte wieder unter die Erde zurückziehen. Die Kräuterschnecke wartet mit den Vitamin-C-reichen Blättern des Scharbockkrautes auf, die allerdings nur im jungen Zustand verwendet werden können.

Und so wird die Suppe zubereitet:
Zwiebel und Knoblauch lässt man in Olivenöl anbraten, gibt 5 klein geschnittene Kartoffeln und einen Zweig Liebstöckl dazu, gießt mit 1l Wasser auf und bringt die Suppe zum Kochen. Sobald die Kartoffeln weich sind, den Topf von der Feuerstelle nehmen und die klein geschnittenen Wildkräuter hinzu fügen. Diese mit verschlossenem Deckel nur mehr 5 Minuten dämpfen lassen. Mit dem Mixstab pürieren, mit Kräutersalz und Suppenwürze abschmecken, evt. mit etwas Sahne verfeinern.
Doch meine kreative Ader kennt an diesem Tag keine Grenzen. Die fehlende Suppeneinlage bilden in Pfannkuchenteig gebackene Wiesensalbeiblätter. Und der krönende Abschluss: eine essbare Dekoration aus Löwenzahn, Veilchen und Gänseblümchen.

Leider verlieren die Wildkräuter später im Jahr ihren kulinarischen Reiz, da die Blätter fasrig und der Geschmack zu intensiv wird. Deshalb tut man gut daran, sich verschiedene Kräuter für Tee, Salz oder Gewürzpaste auf Vorrat anzulegen.
Das Dörren ist eine von mehreren Konservierungsmöglichkeiten, allerdings nicht für alle Kräuter geeignet. Bärlauch verliert zum Beispiel beim Trocknen den gesundheitlichen Wert und auch den Geschmack.

In diesem Fall ist es sinnvoll, sich einen Pesto zu mixen (nur Öl und 1/5 Teil Salz) und diesen im Kühlschrank aufzubewahren oder für eine längere Haltbarkeit einzufrieren, wobei das Salz dann deutlich reduziert werden kann.
Oder man bereitet ein Suppen- bzw. Soßengewürz, indem man die Kräuter klein hackt und mit einem Fünftel Anteil Salz vermischt.

Nach einer Antibiotika-Kur kann die Bärlauchtinktur helfen, das Immunsystem und die Darmflora wieder aufzubauen. Dazu füllt man ein kleines Glas halbvoll mit nudelig geschnittenen Blättern und gießt mit 45% Alkohol auf. Die Tinktur muss mindestens 4 Wochen ziehen, bevor sie abgeseiht wird.

Wer unter Verdauungsstörungen oder Leber- und Galleproblemen leidet, kann sich auf die gleiche Art eine Löwenzahntinktur (Blätter und Wurzeln) zubereiten und davon kurmäßig 3mal täglich vor dem Essen 12 Tropfen mit einem Glas Wasser vermischt einnehmen.

Veilchen, Gänseblümchen, Sauerampfer, Himmelschlüssel… eignen sich sehr gut zum Ansetzen von Kräuteressig. Er sollte nach 2 Wochen abgeseiht werden, damit das Aroma nicht zu intensiv wird.

Kräuteröl ist in der modernen Küche beliebt, es muss aber sehr sorgfältig zubereitet werden, damit es nicht verdirbt. Die Kräuter sollten vorher etwas angetrocknet, auf keinen Fall frisch gewaschen sein. Der Ölauszug wird jeden Tag verschüttelt und nach spätestens 14 Tagen abgeseiht.

Hustenhonig ist spätestens in der kalten Jahreszeit wieder sehr gefragt. Dazu werden nach und nachVeilchen, Primeln, Himmelschlüssel, Gänseblümchen, Thymian, Spitzwegerich, Tannenwipfel, Huflattich, Eibisch, Königskerzenblüten und Malven in flüssigem Bienenhonig eingelegt. Das Glas jeden Tag wenden, da die Kräuter immer zur Oberfläche tendieren. Gegen Ende des Sommers kann man den Honig abseihen und als Rachenschmeichler oder leckeren Brotaufstrich verwenden.

Ich wünsche allen Lesern meiner Tipps ein gutes Gelingen und viel Freude beim Probieren und Experimentieren! Weiters freue ich mich über eure Anregungen, Erfahrungen oder Fragen. Der nächste Eintrag folgt anfangs Juni. Fotos dürften allerdings schon früher zu bewundern sein…

lg md sm xs